Licht an- Licht aus

Natürlich folgte ich den Worten des Mannes nicht. Abgesehen davon, dass meine Karriere ernsthaft Schaden genommen hätte, war ich mir nicht sicher, was ich machen würde, wenn ich anhielt und bemerkte, was ich eigentlich getan hatte. Tatsächlich verhielt ich mich momentan etwas lebensmüde. Warum musste die Leiche auch in so einem hohen Haus liegen. Die Tatsache, dass die Fassade auch schon baufällig war, machte diese Aktion nicht sicherer. Leider hatte ich aber Erfahrung damit. Deshalb war ich relativ geschickt und kam schnell voran. Da ich einen Verfolger hatte was das auch dringend nötig. Hoffentlich sah er wenigstens mein Gesicht nicht.

Es kam zwar nicht oft vor, dass ich über Dächer lief, aber oft genug, als dass ich es konnte

Da mein Verfolger immer näher kam, beeilte ich mich noch mehr. Wahrscheinlich nicht die klügste Entscheidung, doch ich wollte nicht erwischt werden.

Vorsichtig wich ich einer fehlenden Dachpfanne aus, dann streckte ich meine Hand nach der Frau aus

Gerade als der Mann die Hand ausstrecke, um mich zu fassen zu bekommen, machte ich etwas außergewöhnlich dummes. Obwohl ich mindestens noch ein Stockwerk zu hoch dafür war, sprang ich auf das niedrige Dach vor mir und versuchte mich abzurollen. Dabei hatte ich leider extrem wenig Spielraum, aber vielleicht würde mein Training mir helfen. Wenn ich schon dabei war, mir Mutz zu machen, konnte ich gleich hoffen, dass mein Verfolger abstürzte.

Mit beiden Füßen stemmte ich mich gegen die Trägheit des Universums.
Dann kam ich zum halten, rutschte aber ab und landete unsanfgt auf meinem Gesäß, die Dachkante in den Kniekehlen.

Mein Glück hatte mich anscheinend doch nicht vollkommen verlassen, anders als mein Verfolger landete ich nämlich relativ sicher am Dach und war kurz nachdem ich mich abgerollt hatte wieder auf den Beinen. als ich weiter rannte, wäre ich jedoch fast über eine Kante auf die Straße zu gestürzt, denn ich hatte zuvor nicht bemerkt, dass es vom Dach aus kein Weiterkommen gab. Jetzt stand ich vor einem Problem.

Eine quälend lange Zeit kämpfte ich gegen den Schmerz an, der mich lähmte und stand schleißlich unter knirschenden Gesäß-Knochgen wieder auf.
Da entdeckte ich die Verfolgte.
Ein letzter Anlauf und ich stand auf dem Dach hinter ihr

Verdammt, ich war wirklich zu langsam. Obwohl mein Verfolger schon viel zu nahe hinter mir war, fand ich immer noch keine Lösung, um zu verschwinden ohne mir einige Knochenbrüche einzuhandeln oder von der Polizei geschnappt zu werden. „Haben Sie Lust zu springen?“, fragte ich den Mann hinter mir, ohne mich umzudrehen. Währenddessen überlegte ich fieberhaft, ob es noch einen Ausweg gab. Naja, wenigstens würde es noch etwas dauern, bis die Polizei kommen würde.

Ich lachte kurz lustlos.
"Nein danke. Einmal ist genug."
Nun kam ich langsam auf sie zu.
"Niemand beschuldigt sie des Mordes, aber ich möchte wenigstens wissen, warum sie zufällig zur Tatzeit am Tatort waren. Und dann noch an der Fassade herumgeklettert sind."

„Danke, dass Sie mich nicht beschuldigen. Dieser Mord wurde sowieso viel zu schlampig ausgeführt. Welcher vernünftige Mörder lässt heutzutage noch seine Opfer freiwillig von der Polizei finden? Ich habe einfach nur berufliches professionelles Interesse an diesem Fall, obwohl Fassadenklettern nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung ist“, antwortete ich mit einem leicht amüsierten Unterton. Während ich das sagte find ich schon damit an die Chance auszurechnen, ob ich die Idee, die ich gerade gehabt hatte, überleben würde. „Was haben Sie an diesem Tatort zu suchen? Wie ein Polizist sehen sie nun wirklich nicht aus.“

"Sie kennen sich also mit Mörder-Geschichten aus?" fragte ich.
"Nun, einige. Aus Rache. Aus Hohn. Aus Faulheit. Es gibt viele Gründe."
Dann kam ich noch einen Schritt näher.
"Ich bin kein Polizist. Sie habe ich in der Abteilung auch noch nie gesehen..."
Ich prägte mir ihr Gesicht ein. "Darf ich, nur, damit man es später im Gericht für sie verwenden kann, wissen, wo sie arbeiten, und warum sie dafür an der Wand eines Tatorts herumklettern?"
Dann steckte ich die Hände in die Taschen, kurz darauf aber wieder hinaus, weil ich nun überzeugt war,
dass meine Pistole da war, wo sie sein sollte. Angeblich hatte ich nur meine Handschuhe herausgeholt,
die ich nun anzog.
"Mein Name ist Sherlock Holmes. Ich bin beratender Detektiv."

„Ich bin Jane Books, unabhängige Angestellte der britischen Regierung. Dieser Mordfall liegt wirklich in meinem professionellen Interesse und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn meine Anwesenheit im Gericht nicht einmal erwähnt wird. Oder wollen Sie dann mit Ihrer Behauptung wie ein Narr dastehen? Bis jetzt sind Sie wohl der Einzige, der mich gesehen hat. Außerdem legen einige Personen großen Wert darauf, dass meine Existenz geheim bleibt, was ihnen Mycroft wohl bestätigen kann. Sie sind doch mit Mycroft Holmes verwand?“, erklärte ich nüchtern. Dabei achtete ich darauf, dass dieser Detektiv keine Anzeichen dafür bemerkte, dass ich log, obwohl er ziemlich knapp vor mir stand. Trotzdem war nicht alles erfunden. Mycroft kannte wirklich eine gewisse Jane Books und hörte diesen Namen sicher nicht allzu gerne in einem Gerichtssaal, aber ich würde nie für die britische Regierung arbeiten. Das war ein absurder Gedanke. Wenn wir schon dabei waren, an den Abgrund neben mir dachte ich am besten auch nicht.

Ich musterte sie ganz genau. Keine Einzelheit entging mir.
In vielen Jahren meiner Berufung hatte ich gelernt, Lügner von Leuten zu unterscheiden, die die Wahrheit sagten, esseidenn sie waren kleiner als ich, trugen ihre Haare zurückgegelt und nur Anzüge. Dass ich diese Person nicht hatte durchschauen können ließ mich immernoch wütend werden.
Aber dass mich diese Person, die jetzt vor mir stand, so patzig anlog, das war fast amüsant.
"Nun... Sie wissen, dass ich schon längere Zeit in meinem Gebiet arbeite?" fragte ich als leichte Anspielung. Dann versuchte ich auch eine kleine Lüge.
"Ich habe mich neulig mit einer gewissen Ms Books getroffen. Was für ein lustiger Zufall, nicht wahr?
Könnte es sein, dass sie mit einem Jim bekannt sind?"

Als ich seine Antwort hörte, wusste ich sofort, dass er mich durchschaut hatte. Verdammt, heute war wirklich nicht mein Tag. Vielleicht sollte ich in den Ruhestand gehen, bevor ich mir bei solchen Aktionen nach das Genick brach?
"Falls Sie sie tatsächlich getroffen haben, müssen Sie aber ein großer Glückspilz sein. Soweit ich weiß ist dieser gewisse Jim jedoch sicher nicht mit ihr bekannt. Aber es wäre wirklich interessant zu wissen, woher Sie ihn kennen."
Während ich das sagte, um etwas Zeit zu schinden, überdachte ich wirklich noch einmal die Chance, hier unbeschadet rauszukommen. Gab es überhaupt eine?

"Ich kenne ihn." Nun kam ich noch einen Schritt näher und griff nach ihrem Handgelenk.
"Und sie sicher auch."

Als Sherlock mein Handgelenk nutze ich die Chance, um ihn noch näher zu kommen. Ich hatte sowieso nichts zu verlieren und vielleicht würde der Detektiv sogar auf weibliche Reize reinfallen.
"Was macht Sie da so sicher?", flüsterte ich ihn schon fast ins Ohr.

Ich lachte fast. "Sie haben noch nie vonmir gehört, oder?" fragte ich in dem selben Ton.
"Sie... sind... nur mein... Werkzeug!" murmelte ich dann und zog mein Handy, um Lestrade zu texten.

Hätte ich mich vielleicht über alle beratenden Detektive schlau machen sollen, bevor ich nach London gekommen war? Wenn ich über meine momentane Situation nachdachte schien mir dieser Schritt gar nicht mehr so abwegig.
"Ich soll ein Werkzeug sein? Wofür?", fragte ich nachdenklich.
Wollte er mich wirklich verpfeifen? Das war so langweilig...
Ohne wirklich darüber nachzudenken holte ich die Pistole aus Sherlocks Tasche und richtete sie auf ihn. Auf so kurze Entfernung war das wahrscheinlich nicht die beste Idee, besonders da ich nicht einmal wusste, ob sie geladen war, aber heute war sowieso kein guter Tag. Ich neigte viel zu oft dazu dumme Entscheidungen zu treffen. Naja, wenigstens sprang ich nicht vom Dach und die Waffe hatte ich auch bemerkt.

Ich sah hoch. Dann lächelte ich breit.
"Ah, sie haben die Waffe entdeckt." meinte ich dann und wandte mich wieder meinem Handy zu.
"Nur leider werden sie, wenn sie auf mcih schießen, gleich eine Kugel im Kopf haben."
Die Nachricht war versendet, ich packte das Mobiltelefon wieder in meine Hosentasche.